Korb fürs Kinderzimmer: hier in Giraffenform auf der Messe Ambiente. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jessica Kliem/dpa-tmn/dpa)

Einrichtungstrends: Auf den Korb gekommen

Lampenschirme, die wie umgedrehte Korbgeflechte aussehen. Große Seegraskörbe, in denen Zimmerpflanzen einen Platz finden. Kleine runde Korbhocker aus Rattan. Und, natürlich: Körbe zum Verstauen. Mal kleiner, mal größer, mit Deckel oder ohne, für Boden oder Regal – und zum Hängen, etwa in Giraffenform fürs Kinderzimmer: Korb-Optik kann man sich auf ganz vielfältige Weise in die Wohnung holen. Zu sehen war das etwa auf der diesjährigen Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt am Main.

Das ist ein Trend, den die Einrichtungsberaterin Angelika Hinz schon seit einer ganzen Weile beobachtet. Das Stichwort dahinter für sie: Natural Living. «Also, dass sich die Menschen mehr natürliche und warme Farben nach Hause holen und auch gerne mit natürlichen Materialien spielen, mit unterschiedlicher Haptik.»

Naturtöne für die Wand

Motive aus der Natur, naturnahe Farben und Oberflächen, die zum Anfassen, zum Ertasten einladen: Sie sind derzeit allgegenwärtig. Dabei reichen sie von der Vase – etwa mit korallenartiger Oberflächenstruktur oder in Muschelform – bis zur Tapete.

Das Deutsche Tapeteninstitut sieht in seinem Trendbericht für das Jahr 2024 erdige, natürliche Töne im Trend, Beige, Rotbraun oder Grün – und kleine, wiederkehrende Naturdessins. Außerdem: Blätter-, Gräser- und Pflanzenmotive. Und: Materialien wie Kork oder Jutefaser.

Einrichtungsberaterin Angelika Hinz zufolge sind Wände generell heute nicht in glatt gefragt, sondern mit Struktur: «Seien es Tapeten mit Struktur, dass man mit 3D-Paneelen arbeitet, oder dass man sich Mooswände nach Hause holt.»

Gegentrend zum digital geprägten Alltag

Fühlen, anfassen, berühren: Das ist heute ein wichtiges Thema rund ums Zuhause. Claudia Herke vom Stilbüro Bora.Herke.Palmisano, das für die Messe Frankfurt die Trends zur Ambiente analysiert hat, sieht den Fokus auf die Haptik von Einrichtungsstücken, auf Materialien auch als Gegenbewegung. Und zwar zum digital geprägten Alltag der meisten Menschen.

Wer den ganzen Tag am Bildschirm sitzt, über die glatte Oberfläche des Smartphones streicht, sehnt sich in den eigenen vier Wänden womöglich nach genau dem gegenteiligen. «Ich habe alle Möglichkeiten im Netz, ich kann mir alles nach Hause holen, aber ich habe nicht diese Haptik, dieses Hochemotionale von Materialien», sagt Trendforscherin Herke. «Man will nicht nur gucken, man will auch Material erleben, Realität erleben.»

Einrichtungsberaterin Angelika Hinz sieht das ähnlich: «Dadurch, dass wir uns immer mehr in der digitalen Welt aufhalten, ist es wichtig, Räume zu schaffen, in denen wir uns gerne aufhalten und die nichts mit dem Digitalen zu tun haben», sagt sie. «Räume von denen unsere Sinne angesprochen werden.»

Viele Designerinnen und Designer würden, so beobachtet es Trendexpertin Claudia Herke, derzeit auch mit verschiedenen natürlichen Werkstoffen experimentieren. Mit Eierschalen etwa. Oder mit Holz und Blättern, die vom Waldboden aufgesammelt werden und dann zu neuen Werkstoffen weiterverarbeitet werden.

Korb-Optik praktisch nutzen

Das Korbthema ist also nur eine – eher klassische – Möglichkeit von vielen, natürliche Materialien, natürliche Farben und strukturierte Oberflächen in die Wohnung zu holen. Aber es ist eine äußerst praktische.

Schließlich sind etwa Aufbewahrungskörbe eine gute Verstau-Option für die Wohnung. Und sie sind, so sagt es Einrichtungsexpertin Angelika Hinz, ein guter Schubladenersatz. Setzt man auf die vertikale Verstau-Methode à la Marie Kondō seien sie sogar nahezu unverzichtbar.

Ein weiteres Plus: Sie lassen sich gut in verschiedene Einrichtungsstile einbinden. «Bei diesen Naturmaterialien ist ja das Schöne, dass sie super zu Holz passen und dadurch wird natürlich der Ton auch noch mal aufgefangen», sagt Angelika Hinz.

Setzt man auf sie als Aufbewahrungskorb fürs offene Regal, rät die Einrichtungsberaterin jedoch zur Materialkombination, etwa indem man geflochtene Stücke aus Naturmaterialien mit Glas und Drahtvarianten mischt. «Aber es darf natürlich trotzdem nicht zu wild sein, sondern so, dass man sich so auf maximal zwei bis drei abgestimmte Töne konzentriert.»

Geflochtene Schalen für die Wand

Und es muss nicht nur der Aufbewahrungskorb, das Korbgefäß für die Pflanze oder der Lampenschirm in Korb-Optik sein. «Was für mich ein bisschen mehr in den Fokus gerückt ist, sind geflochtene Wandschalen», sagt Angelika Hinz. Aus Seegras etwa oder aus Bambus, in Naturtönen, mit schwarzen Mustern oder auch in farbigen Varianten.

Sie sind quasi eine Neuinterpretation des Porzellan-Wandtellers aus Omas Küche oder Wohnzimmer. Eine, die auch der Raumakustik zugutekommen dürfte, sagt Hinz. Und die, man sieht es im Trendbericht des Deutschen Tapeten-Instituts, gut zu den aktuellen erdnahen Farbtrends für die Wand passt.

Eine Do-it-Yourself-Idee hat Einrichtungsexpertin Hinz zudem für alle, die die Optik des klassischen Wiener Geflechts mögen. Das ist das achteckige Flechtmuster, bekannt als Sitzfläche des typischen Kaffeehausstuhls. Als Meterware in der Rolle lässt es sich für eigene Kreationen nutzen. «Damit kann man ganze Kommodenfronten ändern», sagt sie. «Aber man kann daraus auch Pinnwände gestalten, selbst Lampen bauen, Teelichter, Paravents und Tabletts.»

Von Jessica Kliem, dpa

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